Eines der größten Therapiezentren für Krebserkrankungen in den USA hat erstmals Mind-Body-Interventionen im Rahmen einer Radiotherapie untersucht
Wird eine Strahlentherapie von Achtsamkeits-Yoga, Meditation und Entspannungsübungen begleitet, fühlen sich Brustkrebs-Patientinnen nicht nur körperlich besser; sie leiden seltener unter dem starken Erschöpfungs- bzw. Fatigue-Syndrom und sind allgemein in einer positiveren Grundstimmung. Dies zeigt eine randomisierte kontrollierte Studie des MD Anderson Cancer Center in Houston, einem der größten Behandlungszentren für Krebserkrankungen in den USA. In Zusammenarbeit mit dem Yoga-Forschungszentrum Swami Vivekananda Yoga Anusandhana Samsthana in Bangalore/Indien, sind erstmals die Wirkungen von Mind-Body-Interventionen mit denen einfacher Dehnungsübungen verglichen worden.
Insgesamt wurden 191 Mammakarzinom-Patientinnen (Stadien 0-3) vor der Radiotherapie auf drei Gruppen verteilt: Die Teilnehmerinnen der Mind Body Medicine-Gruppe (n=53) führten während der sechswöchigen Strahlentherapie dreimal pro Woche jeweils eine Stunde Mind-Body-Interventionen durch, in denen Yoga mit bewusster Atmung, Meditation und Entspannungsübungen kombiniert wird. Die Teilnehmerinnen der Stretching-Gruppe (n=56) führten parallel einfache Dehnübungen durch. Als Kontrolle diente eine körperlich inaktive Gruppe (n=54).
Alle Teilnehmerinnen notierten in einem umfassenden Gesundheitsfragebogen die Veränderungen bezüglich ihrer Lebensqualität und der wichtigsten Begleiterscheinungen der Therapie – Fatigue, Depression und Schlafstörungen. Außerdem wurden zu Studienbeginn, Studienende und 1, 3 und 6 Monate später täglich fünf Speichelproben zu unterschiedlichen Zeiten entnommen, um die Konzentration des Stresshormons Cortisol zu bestimmen. Schwankungen des Hormons im Tagesrhythmus können laut der Autoren die Mammakarzinom-Prognose ungünstig beeinflussen.
Niedrige Stresshormonspiegel
Im Ergebnis hatten die Frauen aus der MBM-Gruppe die niedrigsten Cortisolspiegel im zirkadianen Rhythmus, was den Schluss zulässt, das Achtsamkeits-Yoga an der Regulierung des Stresshormons nennenswert beteiligt ist. Auch die körperliche Funktionsfähigkeit, das allgemeine Gesundheitsgefühl und die Lebensqualität waren in dieser Gruppe während der Therapie und im Anschluss daran am deutlichsten ausgeprägt. Die Teilnehmerinnen waren zudem eher bereit, ihre Erkrankung als sinnhafte Lebenserfahrung anzunehmen. Schließlich berichtete die Gruppe über einen Rückgang des Erschöpfungssyndroms, das galt auch für die Frauen aus der Stretching-Gruppe. In keiner der drei Gruppen war ein Unterschied bezüglich Depression und Schlafqualität nachweisbar.
Die Autoren führen mit finanzieller Unterstützung des National Cancer Institute derzeit eine Studie bei Frauen mit Brustkrebs durch, um die Wirkungen von Achtsamkeits- bzw. MBSR-Yoga während und nach einer Radatio weiter zu untersuchen. Ein sekundäres, für die Autoren dennoch sehr wichtiges Ziel der Studie ist die Beurteilung der Kosten-Nutzen-Relation für die Kostenträger. Denn gegebenenfalls können die Patientinnen durch Entspannungs-basierte Übungsprogramme früher ins Arbeitsleben zurückkehren.
Chandwani KD et al: Journal of Clinical Oncology (online) 3. März 2014. DOI: 10.1200/JCO.2012.48.2752