Kontakt zu sich und anderen

Der Hort, in dem wir in aller Regel Energie für das Alltagsleben gewinnen, ist eine gute Verbindung zum Partner, zu Freunden, zu Menschen im Berufs- und Alltagsleben. Wie wichtig aber Momente sind, in denen wir innehalten, zeigt sich immer dann, wenn wir abseits von Aktivitäten – oder Aktionismus – und vielen Leuten zur Ruhe kommen.

Solche Momente der Stille sollten nicht mit Gefühlen wie Alleinsein oder gar Einsamkeit verbunden werden, sie dienen der Entspannung, bringen uns unbeeinflusst von Meinungen anderer uns selbst näher. Die Art und Weise, ob und wie wir uns selbst beschäftigen, ob wir uns selbst mögen und akzeptieren, ist wichtig für die Gesundheit, weil viele Störungen und Erkrankungen durch negative bis destruktive Gedanken und Gefühle entstehen, aufrecht erhalten oder gefördert werden.

Wer seinem Bedürfnis nach Zurückgezogenheit von Zeit zu Zeit folgt, indem er für einige Stunden oder auch Tage die Abgeschiedenheit sucht, kann konzentriert Gedanken sammeln, an einem Problem oder einer Aufgabe arbeiten. Oder in „ruhiger Wachheit“ abwarten, bis sich Erkenntnisse von selbst einstellen.

Yoga plus Achtsamkeit ist Meditation
Jon Kabat-Zinn

Solche inneren Selbstgespräche können gut begleitet werden von Yoga, Fasten, Büchern, Musik. Andere wandern, gehen in grandiosen Landschaften allein auf Golfrunden, malen, fotografieren und/oder meditieren. Den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Je ruhiger und harmonischer indes die Umgebung ist, umso besser. Das Ergebnis solcher Erfahrungen ist ein Mehr an Kraft und Klarheit und das wunderbare Wissen, allein sein zu können. Das führt auch zu reiferen Formen der Freundschaft und der Liebe.

Weihnachten in Comicland/ Donald Duck

Vitamin Z

Für Menschen, die seit längerem ohne Partner sind und dies eigentlich nicht wollen, können solche Wort wie blanker Hohn klingen. Sie haben jenseits der Pflichten alle Zeit der Welt und brauchen sich nicht zurückzuziehen, um die Reize des Nur-mit-sich-Seins zu erfahren. Sie leiden unter dem weit verbreiteten Mangel an „Vitamin Z“, das für Zuwendung, Zuhören, Zärtlichkeit und Zeit steht. Mit der damit verbundenen Einsamkeit können seelische Erkrankungen zunehmen. Ablehnung und Aggression, Angstzustände und Depression sind Ursachen dafür, dass viele Menschen sich immer mehr abkapseln.

Andererseits sind es gerade auch Beziehungen, die schwächen. Kränkungen, Konflikte, Konkurrenz, unterschiedliche Vorstellungen von Nähe und Distanz, Gefühle wie Eifersucht, Neid, Rivalität oder gar Hass können unfassbar unglücklich und krank machen.

Als ich zum ersten Mal der Metapher von der „ganzen Katastrophe“ begegnet bin, ahnte ich, dass in ihr etwas Positives zum Ausdruck kommt: die Fähigkeit des menschlichen Geistes, mit dem zurechtzukommen, was am schwersten im Leben ist, und darin noch Raum zur Entwicklung von Kraft und Weisheit zu finden …
Letztlich hat jeder von uns seine eigene Version
der ganzen Katastrophe zu bestehen

Jon Kabat-Zinn

Wie sehr Beziehungen belasten können, wie sie aber auch stärken und stützen können, hängt zu einem wesentlichen Teil davon ab, wie wir diese leben und gestalten. Das gilt auch für die Beziehung zu uns selbst. Jeder hat eine Lebensaufgabe. Jeder geht ein Leben lang durch Entwicklungsprozesse, die ebenso liebenswerte wie schwer erträgliche Merkmale und Eigenschaften entstehen lassen. Jeder hat seine biographisch bedingte Achillesferse – seine eigene Version der „ganzen Katastrophe“. Jeder hat Muster, nach denen Verbindungen häufig ablaufen oder auch scheitern. Und jeder trägt die DNA gleich mehrerer Familien in sich.

Insofern ist letztlich alles eine Frage der Bereitschaft zu lernen, mutig zu reflektieren und umzudenken. Bei der Wandlung negativer Gefühle in die wertfreie Annahme dessen, was ist, muss nicht zwingend eine Therapie her. Den Weg zu einem neuen Gleichgewicht können auch ein Medical Training und ein Gesundheitscoaching ebnen.

Einstellungs- und Verhaltensänderungen können durch Erlernen oder Entfalten von Fähigkeiten erreicht werden, die als Lebenskompetenzen bezeichnet werden.

Allgemein sehr hilfreich können ein Gespür für natürliche Distanz, gutes Benehmen und in Verbindung damit ein freundlicher Grundton sein, der weder belehrt noch bevormundet oder gar bedrohlich wirkt/ist.

Letztlich geht es darum, einfach zu sein. Es geht um ein Nicht-Festhalten und daraus folgend um die Bereitschaft, unter allen auftretenden Umständen angemessen zu handeln. Der Weg kann lang sein.