WortGemälde BilderParallelwelten.

   Vielleicht ist es die dunkle Seite des Herbstes. Vielleicht ist es die Zeit, November 2o15, ein November, in dem unter Federführung Deutschlands wieder Geschichte geschrieben wird; in dem Freitag13 ab sofort für die Pariser ist, was Nine Eleven für die New Yorker. Es gibt jetzt Tage, da können Erinnerungen an eine gefühlt fast vergangene heile Welt eine Art Schutzraum vor brutal kontrastierenden Momentaufnahmen von Kriegen, Klimakatastrophen, Kapitalverbrechen, Raubtierkapitalismus, Islamterrorismus bieten. Das Gehirn beherbergt im Idealfall millionenfach magische Bilder voller Schönheit, die sich intensiv, meditativ, bestenfalls kurativ gegen eine sich immer mal wieder Bahn brechende Ohnmacht stemmen, das Leben nicht länger unabhängig von der „großen Politik“ mit jener einigermaßen beruhigenden Zuversicht gestalten und planen zu können, dass alles irgendwie gut wird. Die Zukunft, you know. Die nächsten zehn, zwanzig, dreißig Jahre. Das zweite oder dritte Lebensdrittel.

Das neuronale Fotoarchiv kann Fulminantes bereithalten: grandiose Gegenden, unvergessliche Begegnungen, abenteuerliche Routen, die Dinge des Lebens, bitter und süß. Jedes der Bilder ist eine Reverenz. Und es birgt Worte, gesagte und ungesagte. Silbenschöpfungen, Assoziationsgebilde, zu denen das Gehirn große und kleine Geschichten zu kreieren vermag. Phantasiereisen, die die Kraft haben, uns in die Wunderländer einer Alice Pleasance Liddell, einer Mary Poppins, eines Pan Tau davonzutragen – oder in eigene neue Welten vordringen zu lassen, in denen wir alles sein können: Zaubermaus, Intelligenzbestie, Honigsauger. Oder einfach nur still. Dann kann es passieren, dass Bilder ganz von selbst kommen und sich immer weiter verdichten, bis sie worthaft werden, ein Eigenleben entfalten. BilderParallelwelten WortGemälde. Und umgekehrt. 

„Ich mag ihren inneren Zirkus.“ Schreibt Herta Müller, Literaturnobelpreisträgerin 2oo9, über die „bezwingende Macht, die Wörter haben können, die schrecklichen wie die schönen.“〈1〉Gleichwohl haben sie die Macht, sich selbst nah zu sein, als Ergebnis stummer Zwiesprache. Solche Momente des Selbstgesprächs „… können Ihr Innerstes aufschließen und einen Bewusstseinszustand der Ruhe, klaren Wahrnehmung und des nichturteilenden Gewahrseins im Augenblick erreichen – jenen Bereich, den die alten chinesischen Daoisten das offene, wache Nichtstun nennen,“ schreibt wiederum Jon Kabat-Zinn, Molekularbiologe, Stressforscher und Meditationslehrer in Massachusetts.〈2〉 In der Tat: Zu sich kommen, bei sich sein, einfach sein – was könnte wichtiger sein in Zeiten irrer Kämpfe einer barbarischen Gesellschaft in einer kaputten Welt. Der November wirkt allenfalls verstärkend. Subjektiv als schön wahrgenommene Worte haben dann das Zeug zum Vademecum.

 

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 LITERATUR

 

1 Herta Müller, Jo Lendle (Hrsg.): Es gibt Wörter, die machen mit mir, was sie wollen. Akzente 3/2015. Hanser Verlag

2 Jon Kabat-Zinn: Zur Besinnung kommen. Die Weisheit der Sinne und der Sinn der Achtsamkeit in einer aus den Fugen geratenen Welt. Arbor Verlag 2006